Hier schiessen sie auf das Naturprodukt Ton
Da bin ich aber beruhigt.


"Stereo Perfect" - ein weiterer Meilenstein der Schallplattengeschichte aus dem Hause "Europa". Das Cover weist bereits subtil darauf hin, daß diese Scheibe nur in Begleitung von Hochprozentigem zu ertragen ist:

stereo perfect

Auch im prädigitalen Zeitalter waren Bildtricks dieser Art kein Problem: in diesem Fall wurde beim Europa-Betriebsausflug einfach die Stenotypistin durch eine Vodkaflasche hindurch abgelichtet.

Die wahre Überraschung lauert jedoch auf der Rückseite des Albums: dort findet man Rezepte für ein Katerfrühstück alá Abu Ghraib, die selbst gestandene Partyhengste zu Abstinenzlern werden lassen. Lassen wir uns doch eines davon auf der Zunge zergehen:

Gefüllte Bockwürste
4 besonders dicke Bockwürste; 2 gestrichene Teelöffel Paprikasenf; 100 g Tilsiter Käse in dicken Scheiben; 1/2 Paket fertige Käse-Fondue-Mischung; 1 kleines Glas Silberzwiebeln; 1 Röhrchen gefüllte Oliven; etwas Petersilie.
Würste im siedenden Wasser 15 Minuten ziehen lassen; dann auf der nach innen gebogenen Seite aufschlitzen (aber bitte nicht durchschneiden!) und wie Schiffchen auf einer vorgewärmten Platte anrichten. In die Öffnung je eine längliche Scheibe Käse geben. Die Fonduemischung nach Anweisung auf der Packung bereiten und heiß über die Käsescheiben und die Würste gießen. Das Ganze sofort mit Silberzwiebeln, Oliven und Petersilie zu Tisch bringen.

Und so sieht das dann aus:
katerfrühstück


muenchner bummelbuchFrüher war einfach alles besser. Ein paar Beispiele aus dem "Münchner Bummelbuch" von 1968:

Monokel
München 23, Clemensstr. 14, Tel.: 39 54 55. 18:00-1:00 Uhr geöffnet, großes Faßbier 1,30 DM.

Das Dunkel ist licht genug und auch rot. Eine Bar geht ums Viereck, ein idealer Platz für junge Leute zum Reden und Flirten. Tanzen kann man in einem kleinen abgetrennten „Stall". Immer wieder mischen sich unter die flotten Minimädchen und eleganten Boys auch Sportskameraden, die direkt vom Skilaufen oder vom Bergsteigen kommen.

"Flotte Minimädchen und psychodelische Lichtspiele" Fortsetzung


Ursprünglich hatte ich vor, hier einen großen Kübel grüner Galle auszukippen - eine reflexartige körperliche Abwehreaktion auf den heutigen Versuch der Bild-Zeitung den limitierten Wortschatz ihrer Leserschaft um das Unwort "metrosexuell" zu erweitern. Dabei kann ich nicht einmal genau sagen, warum ich auf dieses Wort so allergisch reagiere - vermutlich hat es etwas mit dem Bild zu tun, das ich vor meinem geistigen Auge auftut, welches ich von jenen Leuten habe, die dieses Wort vermutlich mit Genuß im Munde führen: geistige Tiefflieger, deren Lebensmittelpunkt zwischen Fitnessstudio, Shoppingtrips und Sex in the City oszilliert.

Doch zeigte eine kurze Recherche, daß ich glücklicherweise nicht allein bin in meinem Leid. Wörter und Sätze, die verboten gehören - eine schon etwas ältere Glosse von Ernst Corinth - spricht mir aus dem Herzen und verweist auf eine Initiative amerikanischer Linguisten, die alljährlich eine Liste überflüssiger Worte veröffentlicht - der 2004er Jahrgang wird erfreulicherweise angeführt von nichts geringerem als "metrosexual" - Heureka! Vielleicht wäre "metrosexuell" ein würdiger Anwärter auf das "Unwort des Jahres 2004" aber dessen Jury bevorzugt ja meist Inhalte eher politischer Natur.


Es ist schon etwas anderes, wenn man seinen persönlichen Eindruck schwarz auf weiß in der Zeitung bestätigt findet. So geschehen heute, als ich völlig überraschend in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift "Wiederentdeckung" einen äußerst wohlwollenden Zweispalter über das Konzert meines Freundes Wanja Belaga lesen durfte.

Die Vorstellung vom vergangenen Montag in der Monofaktur war vor allem als Experiment gedacht, bei dem er seine wiederentdeckte Lust am Klavierspielen und besonders seine spezielle Art der Improvisation erstmals einem öffentlichen Publikum präsentierte. Ich war schwer beeindruckt von dem was ich da hören durfte, speziell nachdem Wanja mir schon seit Wochen mit seinen Erzählungen über seinen ganz speziellen Improvisationsstil und seine Fortschritte in den Ohren lag. Aber er hatte tatsächlich nicht zuviel versprochen. Und ich kann ihm nur wünschen, daß er jetzt endlich öfter Gelegenheit bekommt, seine Talente nicht ständig unter Wert verkaufen zu müssen.

Da der Artikel leider online nicht zu lesen ist, hier noch ein paar Zitate aus dem Artikel von Ralf Dombrowski:

"... was er während einer knappen Stunde am Flügel präsentierte, war erstaunlich. Belagas Stil ist erfreulich unbeeinflußt von den Großmeistern der Improvisation. Er schöpft aus einem Fundus der Höreindrücke, der von Rachmaninoff bis Cecil Taylor reicht, emanzipiert sich aber im selben Augenblick von den Referenzen, da er sie im Zitat andeutet. Seine Musik fließt und brandet, im harmonischen Eindruck frei, melodisch einem postromantischen Idom der Abstraktion und variierenden Wiederholung verpflichtet."

"Pedalarm und notenreich jagt Belaga durch die Stimmungsräume, bevorzugt die mittleren und unteren Register und läßt sich kaum Zeit für retardierende Momente. Dabei hilft ihm die als Wunderkind einst zugrunde gelegte und nun reaktivierte Technik, auch höllisch komplexe Passagen wie selbstverständlich perlen zu lassen."

Sein nächstes Konzert findet übrigens am Montag, den 25. Oktober in der Monofaktur statt.


Es hat seine Vorteile, wenn man Dinge sammelt, für die sich fast keiner begeistern kann oder - besser noch - einigen Menschen so peinlich sind, daß sie sich nur zu gerne von ihnen trennen wollen. Einer davon ist, daß man sich nicht auf Sammlermärkten herumtreiben muß, und sich dort von gewieften Gebrauchtwarenhändlern Phantasiepreise aus Gebrauchtwarenhändlerkatalogen vorlesen lassen muß. Nein, als Nischensammler kann man durchaus an anderen Orten fündig werden und das zu erwartende Preisniveau pendelt sich erfreulicherweise oft im zweistelligen Cent-Bereich ein. Leider ist eBay in diesem Fall keine große Hilfe (oder sollte ich lieber sagen: die deutsche Post) denn es rechnet sich einfach nicht, etwas für 1 Euro zu ersteigern und dann €4,50 für den Versand zu berappen.

Eine dieser Nischen ist die "Sexwelle" der sechziger Jahre, ein Phänomen das zwar vor meiner Zeit stattfand, ich aber ungemein amüsant finde. Mein spezielles Augenmerk gilt den Schallplatten jener Ära. Und weil zum Sammeln ja auch nicht zuletzt das Zeigen gehört, präsentiere ich im folgenden meine Fundstücke. Zur Warnung sei gesagt, daß das Betrachten der Stücke für Damen und Jugendliche unter 21 Jahren verboten ist - wenn man den Hüllen glauben schenken darf.

"Der Sexwellenreiter" Fortsetzung


Ich rätsele, wen wohl die Firma Europa mit diesem Vinyl-Machwerk erreichen wollte. War möglicherweise der Art-Director gerade im Urlaub und die Grafik-Vertretung aus der Kasperle-Abteilung mußte kurzfristig einspringen? Solange Untertreibung nicht als Straftat geahndet wird, darf man das Cover von "Abends in der Bar" mit gutem Gewissen als "farbenfroh" bezeichnen:

abends_in_der_bar.jpg

Nun frage ich mich - was will uns die Dame links im Hintergrund mit ihrer Geste sagen? "Requisite - kann ich auch 'ne Fluppe haben?", "Zieh weiter Fremder, diese Scheibe ist ihr Geld nicht wert?", "Mein Freund ist Vulkanier, na und?".

Doch sobald sich die Platte auf dem Teller dreht, muß man feststellen, daß die Hülle in der Tat nicht zuviel versprochen hat: hier wird aus dem Vollen geschöpft. Stimmungsvolle Barmusik? Hach woher denn? Volle Stimmungsmusik - das ist es was die jungen Leute von heute wollen, gell? Music to drink multicolored drinks to.


Pfui, böser Mario - schäm Dich! Konnte ich es mir doch nicht verkneifen, mich eben mal an der Junior Aufgabe des diesjährigen 23. Bundeswettbewerbs Informatik zu versuchen. Natürlich außer Konkurrenz, da das zulässige Höchstalter wohl doch verdoppelt werden müßte, um mir eine Startnummer zu ermöglichen.

Die Aufgabe lautet, die verschieden Worte aus einem Text so aneinanderzuhängen, daß sich eine möglichst lange Wortkette ergibt. Dabei müssen jeweils die ersten und letzten drei Buchstaben jedes Wortes identisch sein. Mein kleines Actionscript-Programm nennt mir Mangeliebtestamentschlafen als die optimal zu bildende Wortschlange aus dem vorgegebenen Faust Text. Mein Gott wäre das peinlich, wenn das jetzt nicht stimmt...

Wenn ich diesen Text hier als Grundlage nehme kommt übrigens "Diplominformatikerkerbelagerstättennis" heraus. Allerdings muß ich dazu ein wenig schummeln und es irgendwie schaffen, die Worte Lagerstätten, Kerker, Belag, Tennis und Kerbel möglichst unauffällig in diesen Zeilen unterzubringen.

Das Script veröffentliche ich natürlich nicht. Sonst werde ich am Ende noch von einer Meute wütender Diplominformatiker gelyncht.


So steht es auf dem Schaufenster eines Friseurs in meiner Nachbarschaft.

jugend_frisiert_jugend.jpf.jpg

Ich kann mir vorstellen, daß dieses Musterexemplar von Reklamespruch eine unglaubliche Sogwirkung auf die angesprochene Zielgruppe haben muß. "Jugend frisiert Jugend" - das ist doch genau die Sprache mit der man heutzutage die Buben und Mädels zwischen fünfzehn und siebzehn erreicht. Als Krönung wird das ganze dann noch in feinster Brush Script in Szene gesetzt, die typographische "Scheißt der Papst in den Wald?"-Antwort auf die Frage: "Hätten Sie so ein total frische, flippige Schrift für uns?".


Glücklich können sich jene schätzen, die morgen in Linz die Ars Electronica besuchen. Ganz besonders deshalb, weil sie in den Genuß eines Auftritts von Fuzzy Love kommen können. Mir als wohl weltgrößer Fan der Band ist das leider nicht vergönnt.

Immerhin bin ich aber gestern noch unverhofft zu einem Vorgeschmack auf "Godfather of Scharfness" Gordon W.'s Kochkünste gekommen. Ein als gemütlicher Abend geplantes Treffen bei DJ Capt. Nemo alias Georg entpuppte sich nicht zuletzt dank King Flo's Überaschungspaket als dekadente Schlemmerei bei der im kleinen Kreis fünf Hummer ihr Leben lassen mußten, begleitet von einem betrunkenen Papageienfisch, Spaghetti, Edwina's Daal und Spezial Gemüsecurry.

Achtung vormerken: vom Freitag den 2.9. bis zum Sonntag den 4.9. ist die Transnationale Republik wieder Hausherr in Teutopia auf der Alm zu Füßen des Olympiabergs. Wer bis jetzt noch nicht dort war, hat wirklich etwas verpaßt: Allein der Ort ist vermutlich einer der schönsten Plätze in ganz München: schaut man in die eine Richtung, wähnt man sich in Teletubbieland vor lauter weichgeschwungenem saftigen grünem Rasen ringsum; sieht man in die andere Richtung, hat man einen fantastischen Ausblick über ganz München und kann bei schönem Wetter die Alpen schon fast mit Händen greifen. Dazu kommen noch die unvergleichlichen Kochkünste von Edwina, ein kühles Bier und lässige Musik - wenn ich es mit so recht überlege - bleibt lieber zu Hause, dann ist es noch gemütlicher. Ach ja, ist mir doch noch zu Ohren gekommen, daß am Sonntag abend Gordon W. noch einen Zwischenstop in München einlegen wird und dann den Tandoor einheizen wird. Ich habe da so etwas von Nan-Brot und Kaninchen läuten gehört... Aber nicht weitersagen!