Soso, laut Guardian ist "Chav" das Buzzword des Jahres 2004 in England. Das zumindest hat Susie Dent in ihrem Buch Larpers and Shroomers: The Language Report ermittelt. Und was ist ein Chav genau? Das Oxford Advanced Learner's Dictionary sagt: A young person, often without a high level of education, who follows a particular fashion: There are always loads of chavs hanging round the shopping centre. Chavs usually wear designer labels, and if they’re girls, very short skirts and stilettos. Chavs still see branded baseball caps as a status symbol and wear them at every opportunity.

Na, dafür gibt es doch auch im Deutschen bereits eine passende Übersetzung: Der Schwörer. Ich bin mir allerdings bei der weibliche Form noch nicht so ganz sicher: Heißt es die Schwörerin? Oder doch eher die Schwörette? Wird Zeit, daß das endlich mal im Duden aufgenommen wird.


Max Goldt könnte von mir aus über das Telefonbuch schreiben - Hauptsache er schreibt. So freue ich mich, in der Online-Ausgabe der Zeit seinen Reisebericht über Katar lesen zu dürfen. "Alle fünfzehn Minuten wurde das Stück Feelings gespielt, und zwar mit der Zartheit eines Teppichklopfers". - schöööön.

via furl


Meist muß man anglizistische Reklameslogans erst ins ihn ins Deutsche übersetzen, damit sie sich in ihrer vollen Sinnleere entfalten, "Think what you drink" gehört nicht dazu. Dieser Spruch ist bereits in Orginalfassung hohl. Ist das überhaupt Englisch? Oder ist das so etwas wie "Handy", also eine dieser Wortkonstruktionen made in Germany, gebaut wie Lieschen Müller sich Englisch vorstellt?

Der Spruch soll für ípsei werben - ein neues Retortengetränk aus den Labors von Coca-Cola, die sich jedoch auf den Citylight-Postern mit ihrem Namen - aus welchen Gründen auch immer - im Hintergrund halten. ípsei soll wohl so etwas wie der iPod der Erfrischungsgetränke werden: ein "intelligentes" Kaltgetränk für Leute mit vermeintlichem Geschmack, die gerne auch etwas tiefer in die Tasche greifen "wenn das Design überzeugt". Warum auch nicht? Apple ist es schließlich auch gelungen, ihre Jünger davon zu überzeugen, daß es beim Abspielen von mp3s nicht auf den Preis pro Megabyte Speicherplatz ankommt, sondern daß der Speicherplatz zunächst mal gut aussieht. Und da bis heute noch keiner ein Verfahren zur IQ-Bestimmung von gefärbtem Leitungswasser entwickelt hat, kann man Coca-Cola keinen Vorwurf machen, wenn sie ihre Erzeugerabfüllung bis zum Beweis des Gegenteils als intelligent bezeichnen.

ípsei? Bei der Namensfindung hatte man wohl das klassische Problem, daß alle guten Namen bereits im Keller des Patentamts liegen oder, wenn nicht, die wohlklingenden - in einer spanischen Hafenbar ausgesprochen - einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt zur Folge haben. "Ipsei" ist ... eher schwierig. Wer den Luxus einer humanistischen Ausbildung genossen hat, denkt zunächst an "ipsum" das lateinische Wort für "selbst". Selbst? Also das Getränk für die Generation Ego? Naja, das wäre doch wohl ein wenig zu ehrlich für ein Weltunternehmen. Aber wer weiß, möglicherweise geriet die lateinische Wurzel eher zufällig in die engere Wahl - vielleicht wurde von der Agentur beim Drucken der Präsentationsmappen in einer Headline Blindtext vergessen, der ja bekanntermaßen mit den Worten "Lorem ipsum dolor sit amet.." beginnt. Dann, während des entscheidenden Meetings stößt der Marketingleiter darauf und sagt "Lorem? Naja. Dolor? Klingt eher wie ein Spülmittel. Aber Ipsum - das hat was... Warten sie mal. Ipsi? Ipsie? Gar nicht übel.. Vielleicht ein bißchen zu nah an Pepsi, aber - hehe - warum eigentlich nicht? Mal sehen, wenn wir hier noch was drehen.... Wie wäre es mit Ipsei? Ja, ich sag es immer wieder: wenn man nicht alles selber macht. Wofür bezahlen wir sie eigentlich?" Die Agentur rettet ihren Ruf schließlich noch mit den Vorschlag, einen kecken Akzent auf das kleingeschriebene "i" zu setzen und wird beauftragt nachträglich eine Philosophie für den Namen zu entwickeln. Schließlich mogeln sie sich mit folgende Zeilen aus der Affäre, schwarz auf weiß zu lesen auf der Website: "Jetzt wollen Sie wenigstens wissen, woher der Name kommt? Tja, das weiß leider keiner mehr so genau. Aber klingen tut er gut."

Tut er das? Wie lautet denn eigentlich die korrekte Aussprache? Vor dem Citylight-Poster stehend, ohne tönende Hilfestellung seitens der Website öffneten sich mir diverse Möglichkeiten, das í-Wort über die Zunge laufen zu lassen: auf gut Deutsch könnte ich das "sei" aussprechen wie in "Mein Name sei Gantenbein". Kann ich mir aber nicht ganz vorstellen - liegt doch "sei" lautmalerisch zu nahe an "abseihen", ein viel zu profaner Vorgang für einen Tropfen dieser Provenienz. Soll das "ei" vielleicht getrennt gesprochen werden? Also "ip-se-i" - So wie in Alm-Öhi? Und will man dadurch die Illusion wecken werden, es handele sich um feinstes Heidi-Alpenquell-Wasser? Wäre nicht der typographische Zaunpfahl in Form von Fettschrift im Logo, könnte man auch auf den Gedanken kommen, den Namen als "ips-ei" zu lesen. Ips? Yps? Gibt es da irgendwo eine Geheimstudie, die die Yps-Leser von gestern als die iPod Käufer von heute und ípsei Trinker von morgen identifiziert?

Aber ich will fair sein - schließlich ist ípsei wohl nicht als Erfrischungsgetränk der Unterschicht geplant - Coca Cola erwartet bei ihren potentiellen Käufern einen gewissen Mindest-Bildungsstand und das Wissen, daß es noch andere Möglichkeiten gibt, die Silbe "sei" auszusprechen: so wie in Italien oder Japan zum Beispiel. Denn wie sang uns schon Eros Ramazotti? "Quanto amore sei". Und wie heißt der Meister aus dem Karatestreifen? Sensei. Heureka! Jetzt haben wir auch noch fernöstliche Lebensart untergebracht! Doch was bedeutet das "ip"? Ein Art Bäuerchen? Mangels Kohlensäure wohl eher unwahrscheinlich. Oder hat da etwa der Mann von der Namensfindungsagentur heimlich an Antoinette gedacht, die französiche Austauschpraktikantion, und ihre Art das Wort "hip" auszusprechen? "Isch findö diesö aschency un'eimlisch 'ip". Hip ist ja auch das Internet. Und war da nicht was mit IP? IP-Adresse oder so? Beim Internet geht es ja schließlich auch um Leitungen, da ist der Weg zum Leitungswasser nicht fern. Also das erste Internet-Bräu?

Doch die Lösung liegt auf, bzw. in der Hand und es offenbart sich hier der wahre Weitblick eines Global Players, der schon jetzt den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen der Welt im Auge hat. Trinkwasser ist ein kostbares Gut, warum also nicht den Recycling-Gedanken gleich im Produktnamen verinnerlichen: Denn wie heißt es auf englisch: "I pee, say" - "Ich trinke, also findet man mich auch gelegentlich dort hin, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht." Danke Coca-Cola!


Gibt es etwas besseres als die Zamonien-Geschichten von Walter Moers? Ja, das gibt es: die Zamonien-Geschichten von Walter Moers, gelesen von Dirk Bach.

Inzwischen ist es ja kein Geheimnis mehr, daß es sich bei Walter Moers um einen der brilliantesten Autoren Deutschlands handelt, dessen Werke nur Ignoranten für Kinderbücher halten. Seine Art zu erzählen, Sätze zu schmieden und Worte zu formen, ist einzigartig. Die Quelle seiner Einfälle scheint unerschöpflich. Ein Moers' Buch liest man nicht einfach, man zelebriert es.

Und doch - wenn seine Geschichen wie teuerste Weine sind - vielschichtig, komplex und berauschend - dann ist Dirk Bach als Vorleser die Karaffe in der diese edlen Tropfen zur höchsten Vollendung kommen. Er trifft mit seiner Art des Vortrags scheinbar die verborgenen Resonanzfrequenzen der Geschichten und schafft es, ihnen harmonische Schwingungen zu entlocken, die mich als Zuhörer in die völlige Abhängigkeit treiben. Ja, ich gebe es zu: ich bin ein Walter Moers Junkie - UND ICH BRAUCHE MEHR STOFF!

Am Wochenende konnte ich meinen Endorphin-Spiegel durch den unbeschreiblichen Genuß von 21 CDs Rumo und die Wunder im Dunkeln glücklicherweise auf ein maximales Niveau erheben. Auf meinem Nachttisch liegt bereits Die Stadt der Träumenden Bücher um mich auf ein weiteres Hoch zu tragen. Doch was dann? Wie soll ich die Durststrecke überwinden, die danach auf mich wartet? Vermutlich ein Jahr oder mehr ohne Neuigkeiten aus Zamonien? Ich kann nur versuchen, mich mit dem erneuten Hören von Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär und Ensel und Krete über Wasser zu halten. Bitte Herr Moers - nicht aufhören!


Ursprünglich hatte ich vor, hier einen großen Kübel grüner Galle auszukippen - eine reflexartige körperliche Abwehreaktion auf den heutigen Versuch der Bild-Zeitung den limitierten Wortschatz ihrer Leserschaft um das Unwort "metrosexuell" zu erweitern. Dabei kann ich nicht einmal genau sagen, warum ich auf dieses Wort so allergisch reagiere - vermutlich hat es etwas mit dem Bild zu tun, das ich vor meinem geistigen Auge auftut, welches ich von jenen Leuten habe, die dieses Wort vermutlich mit Genuß im Munde führen: geistige Tiefflieger, deren Lebensmittelpunkt zwischen Fitnessstudio, Shoppingtrips und Sex in the City oszilliert.

Doch zeigte eine kurze Recherche, daß ich glücklicherweise nicht allein bin in meinem Leid. Wörter und Sätze, die verboten gehören - eine schon etwas ältere Glosse von Ernst Corinth - spricht mir aus dem Herzen und verweist auf eine Initiative amerikanischer Linguisten, die alljährlich eine Liste überflüssiger Worte veröffentlicht - der 2004er Jahrgang wird erfreulicherweise angeführt von nichts geringerem als "metrosexual" - Heureka! Vielleicht wäre "metrosexuell" ein würdiger Anwärter auf das "Unwort des Jahres 2004" aber dessen Jury bevorzugt ja meist Inhalte eher politischer Natur.


So steht es auf dem Schaufenster eines Friseurs in meiner Nachbarschaft.

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Ich kann mir vorstellen, daß dieses Musterexemplar von Reklamespruch eine unglaubliche Sogwirkung auf die angesprochene Zielgruppe haben muß. "Jugend frisiert Jugend" - das ist doch genau die Sprache mit der man heutzutage die Buben und Mädels zwischen fünfzehn und siebzehn erreicht. Als Krönung wird das ganze dann noch in feinster Brush Script in Szene gesetzt, die typographische "Scheißt der Papst in den Wald?"-Antwort auf die Frage: "Hätten Sie so ein total frische, flippige Schrift für uns?".


"Wir müssen so reden, dass uns die Leute an den Stammtischen verstehen!" verkündet Herr Laurenz Meyer, seines Zeichens Generalsekretär der CDU, auf seiner Homepage.

Was er damit wohl meint? Besonders laut oder wie? In Etablissements, die heutzutage ihren Stammgästen überhaupt noch Stammtische anbieten, ist der Geräuschpegel ja meistens eher in den oberen Dezibelbereichen angesiedelt.
Oder ist er der Ansicht, daß die CDU ihre Statements künfig auch in griechisch, türkisch oder jugoslawisch abgeben sollte? Denn wenn ich es mir so recht überlege, fallen mir zum Thema Stammtisch eigentlich nur die Treffpunkte unserer ausländischen Mitbürger ein. Ich rede jetzt nicht von "Stavro's Taverna Bar", sondern eher von jenen Lokalen, in die ich mich nicht unbedingt reintrauen würde, bei denen man aber durchs Fenster sehen kann, daß dort noch echte Kommunikation stattfindet . Auch Karten- oder Brettspielen gegenüber ist man dort nicht abgeneigt. (Darf man in einem "deutschen" Lokal überhaupt noch Karten spielen? Da wird man doch schief angeschaut oder gleich hinauskomplimentiert.)

Stelle ich mir aber jetzt jene Stammkneipen vor, die Herr Meyer wohl vor Augen hat, dann gibt es die doch schon seit Jahren nicht mehr. Oder sind wenigstens akut vom Aussterben bedroht. Wenn man ihn da verstehen soll, muß man vermutlich erst mal den Premiere-Dekoder abschalten, damit die paar Leute, die nicht vor der eigenen Kiste zu Hause sitzen geblieben sind, merken, daß da jemand was von Politik erzählt.

Herr Laurenz, vielleicht wäre es eine bessere Idee, den Slogan in "Wir müssen so reden, dass uns die Leute in den Chatrooms verstehen!" umzuwandeln, das hätte dann wenigstens Zukunftsaussichten. Außerdem würde Ihnen auch dort ein Wortschatz von ca. 300 Worten genügen - möglicherweise müßte man hier und da ein paar Auswechselungen vornehmen, aber in der Summe dürfte es hinkommen.


Ich fang einfach mal an. Jetzt liegt diese Domain schon seit über einem Jahr brach, da sollte es auch kein Problem sein, wenn ich die Einleitung weglasse.

Eben vor ungefähr einem Jahr wollte ich schreiben: es "rockt" sei gewaltig im Kommen. Tja, jetzt ist da ganze ja schon etwas abgestanden, wenn das selbst in "Findet Nemo" schon einer der Fische mal eben so fallen läßt. Daher kündige ich jetzt schon mal das Wort mit extrem guten Wachstumschancen für die nächste Saison an:

"Muhahahaaa!" - Die Anzahl der "ha's" darf man nach Belieben variieren, wichtig ist nur das "Mu" am Anfang. Das ganze ist so eine Art Lachen des Superbösewichts und kommt natürlich mal wieder aus dem Englischen. Also wetten: in spätestens 6 Monaten in aller Munde.