Für einen eingeschworenen Münchner Flohmarkt-Jünger wie mich, war heute der höchste Feiertag des Jahres und als solcher schon seit Monaten rot im Kalender eingekringelt: fand doch heute bei idealem Wetter der große Theresienwiesenflohmarkt statt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen regelmäßig abgehaltenen Trödelmärkten im Münchner Raum verkaufen hier auch noch viele echte Privatleute und nicht nur Profitandler. Entsprechend vielfältig ist das Angebot und man hat tatsächlich noch die Möglichkeit sowohl Schnäppchen, wie auch kuriose Funde zu machen.

Meinen Vorsatz "mal richtig früh hinzugehen" habe ich fast einhalten können - der Wecker um 6:25 Uhr war zwar unmenschlich, aber einmal im Jahr muß man da halt durch. Dank Frühstück, Geldautomat und MVG mußte ich mich dann aber doch noch bis 8:00 Uhr in Geduld üben, als meine Füße dann endlich den heiligen Boden betreten durften.

Wie nicht anders zu erwarten, zogen um diese später Stunde natürlich bereits tausende anderer Pilger ihre Runden auf der staubigen Arena. (Merken für nächstes Jahr: Geld schon am Tag vorher ziehen, Samstags macht die Coffee Company erst um acht auf - nicht wie sonst um sieben. Und wenn man sein Fahrrad in Schuß halten würde, bräuchte man auch nicht 15 Minuten auf die U-Bahn zu warten.) Ich werde versuchen beim nächsten Mal eine halbe Stunde eher da zu sein - noch früher ist kaum sinnvoll, da die meisten für mich interessanten Stände da eh noch beim Aufbau sind und die Vollprofis, die bereits nachts um 3:00 Uhr aufbauen, sowohl preislich, wie auch von ihrem Angebot her für mich nur wenig zu bieten haben.

Die ersten zwei Stunden sind dann auch ein wahres Vergnügen - meist freie Sicht auf die Auslagen, kein Gerempel und ein paar echte Treffer. Danach beginnt es so langsam ungemütlich zu werden - die Theresienwiese entwickelt sich zu einem Sammelbecken der Asozialen und Rücksichtslosen - oder vielleicht komme ich auch einfach zu selten unter Menschen und das was sich dort so abspielt, ist heute ganz einfach der Normalzustand - anscheinend bittet man nicht mehr um Verzeihung, wenn man jemandem auf den Fuß steigt oder versehentlich anrempelt. Um sich mit alten Bekannten zu unterhalten, stellt man sich idealerweise an die engste Stelle die sich bietet. Wer vor einem Kinderwagen läuft und dieser einem in die Hacken fährt, ist selbstverständlich selber Schuld und braucht sich nicht zu wundern, wenn die Steuerfrau desselbigen ihn mit bösen Blicken bewirft.

Überhaupt: Kinderwagen! Die Pest. Liebe junge, rücksichtslose Eltern: in Menschenansammlungen dieser Größerordnung haben Eure fahrbaren Rammböcke ganz einfach nichts verloren. Kleinkinder finden Flohmärkte sowieso total scheiße. Wenn's denn schon Flohmarkt sein muß, dann macht doch einfach selber einen Stand auf. Dort kann dann der Sprößling geparkt werden, während abwechselnd jeweils ein Erziehungsberechtiger auf Stöbertour geht. Ich frage mich ob Kinderwagen auf solchen Veranstaltungen feuerpolizeilich eigentlich zugelassen sind.

Da hätte ich doch mal einen der vielen Herren in Grün fragen sollen, die ebenfalls ein ausgesprochen reges Interesse am Flohmarkt zeigten. Man hat fast den Eindruck, als wäre es dem Staat am liebsten, man könnte Flohmärkte gleich komplett verbieten. Soviel ungeregeltes Handeln, steuerlich fragwürdige Transaktionen und wohlmöglich der Verkauf verbotener Waren auf einem Fleck! Nein das geht doch nicht, da muß das Auge des Gesetzes Präsenz zeigen und eingreifen. Also - so viele Polizisten wie in diesem Jahr habe ich glaube ich noch nie auf einem Flohmarkt gesehen. Aber anstatt daß sie in den Kinderwagenstauzonen für Ordung sorgen, hatten die tatsächlich nichts besseres zu tun, als in den Grabbelkisten leichtsinniger Verkäufer nach dort vermuteten verbotenen Gegenständen zu suchen. Mit durchschlagendem erfog: soweit ich das verfolgen konnte, haben sie bei einem Herrn am Boden einer Kellerkiste eine Patrone gefunden und an anderer Stelle wohl ein Pornofilmchen. Ich fände es allerdings schön, wenn meine Steuergelder künftig einer sinnvolleren Nutzung zugeführt werden würden. Mein Gott - laßt uns doch bitte die eine oder andere Grauzone.

Wo ich gerade beim mosern bin - da kann ich mich auch gleich noch über den Ausrichter des Flohmarkts aufregen. Wenn ich jetzt nur wüßte, wer es ist - die Johanniter, die Maltheser oder das Rote Kreuz? Egal. Diese Leute verlangen von den Händlern ja ein recht saftiges Schutzgeld, ein Tapeziertisch kostet da glaube ich 12,50 Euro - nur fragt man sich, was die Gegenleistung dafür ist. Ich konnte keine entdecken. Genausowenig wie einen einzigen Mülleimer. Das ist schon eine Frechheit bei einer Veranstaltung dieser Größe.

Sei's drum - nach 8 Stundeln auf der Pirsch waren die Beine dann doch irgendwann müde. Hier ist mal ein Best-Of meiner diesjährigen Beute:

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Zwei Neuzugänge in meinem Elektronikmuseum: ein Game & Watch Donkey Kong II - 8 Euro waren angemessen. Und ein Casio Copy Pen - ein abgestorbener Ast der Elektronik-Gadget Evolution. Wow - und das Ding funktioniert noch. 4 Euro - da konnte ich einfach nicht nein sagen...

Ein paar Details:

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Die Farbpalette dieser Thermochrom-Stifte hat es mir angetan. Ein gut investierter Euro.

detlevschleuder.jpg

Eine original Detlevschleuder. Wer das jetzt Scheiße findet, hat nichts verstanden. 1 Euro.

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Klasse Foto. Klasse Kaninchen. 50 Cent.

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Diesen Drehknopf mußte ich einfach haben. War leider etwas teurer. Ich glaube 10 Euro hat der Spaß gekostet.


16.04.05 20:42
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