In seinem Weihnachtsartikel "Ein Thema fürs Winterloch" - zu lesen in der heutigen Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung - spricht mir Joseph von Westphalen aus der Seele. Schön, einen so guten Mann in den Reihen der Religionsskeptiker zu wissen. Meine Lieblingsstellen:

"Nicht auf falsches Klingeling schimpfen, sondern auf die Religionen und die verfluchte Gläubigkeit, die Unheil brachte und bringt. An das Licht der Aufklärung erinnern und es dem kitschigen Schimmer der Weihnachtsilluminationen entgegenhalten, die ab November die Innenstädte versauen und die Peripherie mit ihren elektrifizierten Scheißblautannen in den Vorgärten total unbetretbar machen."

"Es geht ja weniger um Weihnachten, das ist ja mehr ein Popanz als es ein wirklicher Gegner ist, es geht mehr um den neuen Konservatismus, der sich wieder ausbreitet. Die Leute heiraten in Weiß, lassen ihre Kinder taufen und möchten, dass ein Geistlicher sie begleitet, wenn sie zu Grabe getragen werden.

Es ist, als habe Kant nie gelebt und Goethe seinen Werther nie geschrieben! Die neue Kritiklosigkeit Weihnachten gegenüber passt in dieses Weltbild – ebenso wie der Erfolg des katholischen Weltbild Verlags und seiner Buchhandlungen!“

19.12.04 13:05
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Kommentare

Auch wenn das Weihnachtsfest gerade schon wieder vorbei ist, so kann man über dieses zeitlose Thema sicherlich ganzjährig diskutieren.
Der hier zitierte Artikel enthält die Meinung eines Menschen, der sowohl jeglichem Glauben - zumindest dem unseres Kulturkreises, nämlich dem Christentum - als auch unseren Bräuchen entsagt. Jedem Bürger steht es natürlich offen sich frei zu äußern und sein Meinungsbild zu vertreten. Mich persönlich stört die Art und Weise der Meinungsvertretung in seinem Kommentar. Auch ich halte nichts von der zunehmenden Kommerzialisierung von Weihnachten (Weichnachtsgebäck im Sommer etc.), vom Wettrüsten mit Lichterketten und Weihnachtslieder lasse ich auch nur an den Weihnachtstagen über mich ergehen, wobei einige spezielle einfach zur Weihnachtstradition gehören und daher ein 'must' sind. Niemand ist gezwungen Weihnachten zu feiern und vor allem sollte jeder, der sonst nicht in die Kirche geht, keinen (heuchlerischen) Kirchenbesuch an den Weihnachtstagen unternehmen.
Dennoch halte ich es für blanken Hohn den Glauben mit Konservativismus gleichzusetzen. Der Glaube macht einen Teil der Wertevorstellungen des Menschen aus, und zwar in dem Maße, dass er nicht ohne ihn leben kann. Jeder Mensch, jeder Kulturkreis glaubt an irgendetwas: Wer seiner eigenen Religion den Rücken gekehrt hat, der sucht sich etwas neues.

Hinterlassen von: Gast am 13.01.05 13:33






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