Scheinbar lebe ich doch hinter dem Mond. Möglicherweise liegt es auch daran, daß ich keinen Fernseher habe und mein Fleisch nicht dort einkaufe, wo es so unglaublich geil ist. Wie auch immer - bis heute abend war es mir gelungen, diesem Logo hier nie zu begegnen:

QS Logo

Doch damit ist es jetzt vorbei. Wurde doch meine Aufmerksamkeit beim Verlassen der U-Bahn von einem Großflächenplakat gefesselt, welches von einer so unbegreiflich schlechten Machart war, wie ich sie in diesen Breiten eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Leider hatte ich meine Kamera nicht zur Hand und auch das Internet war mir keine Hilfe, so daß ich versuchen werde das Gesehene in Worte zu fassen - ich hoffe meine Erinnerung läßt mich nicht im Stich:

Abgebildet sind Herr und Frau Durchschnitt, beide sollen wohl in einer Küche stehen, sie hinter ihm, er am Herd. Vor den beiden am unteren Bildrand sehen wir eine Pfanne in der drei Stücke Fleisch braten, die bereits mit einer Art Gemüsedekoration versehen sind. Neben der Pfanne liegt - wie ich mich entsinne - mindestens noch eine Gurke, möglicherweise gesellt sich auch noch eine Zwiebel hinzu. ER führt in einer angestrengt aussehenden Körper- und Kopfhaltung einen runden Holzkochlöffel zum Munde, der zuvor bis zur Hälfte in Tomatensoße getaucht worden ist.

Was mich daran stört? Nun, abgesehen davon, daß die Photographie hausbackener nicht sein könnte, ist das ganze Motiv einfach verkehrt: er hat den Löffel senkrecht gedreht, so daß er ihn gar nicht in den Mund bekommen würde, geschweige denn, daß er auf diese Weise Flüssigkeit transportieren könnte. Doch viel schlimmer ist die Frage: was macht er da überhaupt mit einem Kochlöffel und wie kommen die Soßenflecken darauf? Ich sehe hier nur drei Fleischlappen mit Gemüsebelag. Von Soße keine Spur, geschweige denn einem Suppentopf. Und wenn bei mir ein Stück Fleisch in die Pfanne kommt, würde ich jedes andere Küchenwerkzeug verwenden, aber doch keinen runden Kochlöffel! Mein erster Gedanke: wer dieses Plakat verbrochen hat, hat keine Ahnung vom Kochen.

Dann fiel mein Blick auf das Logo und ich war beruhigt: ah, es geht gar nicht um Lebensmittel, vermutlich handelt es sich um eine Werbung für Pfannen. Wohl so eine Art Blitzbratpfanne aus Walzstahl. Oder etwa doch nicht? Möglicherweise ein Raucher-Kochkurs für Pärchen? Motiv: Zwei ausgedrückte Kippen suhlen sich in einer Pfanne. Oder Kochtherapie für Essgestörte? So mit einem gewissen Augenzwinkern: knieende Figur, gebeugt über ein stilisiertes Abflußrohr - hart aber ehrlich.

Schließlich entdeckte ich das CMA-Logo auf dem Plakat und es war klar: es ist wohl doch von Lebensmitteln die Rede. Absender ist die QS Qualität und Sicherheit GmbH. Scheint ein eher kleiner Betrieb zu sein, der sich nicht mal einen professionellen Designer leisten konnte, sondern sein Markenzeichen vom Neffen des Geschäftsführers hat basteln lassen. Oder doch nicht? Ist es vielleicht gar kein Zufall, daß das Logo von seiner Anmutung und Farbgebung eher an einen Maschinenhersteller erinnert als an Nahrungsmittel? Ein Besuch auf der QS-Website bringt die Antwort: "Die Gesellschafter der QS Qualität und Sicherheit GmbH repräsentieren im QS-System die relevanten Verbände und Organisationen der Ernährungswirtschaft – in einem ersten Schritt zunächst die Verbände des Fleischsektors."

Und jetzt ist auch alles klar: Das Logo symbolisiert den Traum dieser Menschen - die ideale Fleischmaschine: Vorne kommt das Futter rein, dann wird das ganze zu einer Wurst geknetet und hinten kommen schließlich die fertigen Schnitzel in Scheibchen raus. Oder sind das gar keine Schnitzel sondern klimpernde Münzen? Kann mir ja eigentlich auch egal sein, ich kaufe mein Fleisch weiterhin hier - und das garantiert ohne QS-Gütesiegel.

20.11.04 01:32
Kommentare

Klasse-Kommentar, dem ich mich vorbehaltlos anschließe... bitte schicken Sie Ihre köstlichen Zeilen auch an den Auftraggeber dieser Kampagne, die mir auch schon als grottenschlecht (und wahrscheinlich sauteuer) aufgefallen ist... ansonsten fürchte ich nämlich, dass die Jungs von der CMA in ihrer selbstverliebten Borniertheit gar nicht merken, für welchen Mist sie ihr Geld zum Fenster raussch(m)eißen.

Hinterlassen von: sokrates am 01.01.05 17:21






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